Die Buschtehrader Eisenbahn

Buschtehrad, zwar eine Kleinstadt, ist auch dank seiner Buschtehrader Eisenbahn bekannt, die Maschinenfans in der ganzen Welt kennen. Die Buschtehrader Eisenbahn war eine private Eisenbahngesellschaft auf dem Gebiet Böhmens, die in den Jahren 1855 – 1922 ein Netz von Eisenbahnverbindungen zwischen Prag, dem Braunkohlenbecken in der Vorgebirgsregion des Erzgebirges und dem Erzgebirge betrieb, wo sich die Strecke an mehreren Stellen an das sächsische Eisenbahnnetz anschloss. Es ist interessant, dass sie den Namen der Stadt trägt, durch die sie niemals führte, und den Bahnhof bzw. die Gleise würden Sie deshalb in unserer Stadt vergeblich suchen. Die nächste Station war Buschtehrad-Vrapice (heute Kladno-Vrapice) in einer Entfernung von 3 km, d.h. etwa 45 Minuten zu Fuß von Buschtehrad.

Die ersten Erwähnungen über sie reichen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo infolge der ständig wachsenden Kohlenförderung im J. 1847 Fürst Fürstenberg, Eigentümer der Křivoklader Wälder (Pürglitz, Krs. Rakonitz) und Betreiber der Pferdeeisenbahn, Kaiser Franz Joseph I. zuerst um die Genehmigung zur Erweiterung seiner Pferdebahn bis zu den Bergwerken auf der Buschtehrader Herrschaft ersuchte. Die Pferdeeisenbahn, an deren Gleisabsteckung sich bei uns auch der französische Bauingenieur und Paläontolog Joachim Barrande beteiligte, erwies sich jedoch bald, verglichen mit dem aufkommenden Dampfmaschinenantrieb und seinem Betrieb, als wenig leistungsfähig. Aus dem Grund wurde die Buschtehrader Eisenbahngesellschaft gegründet, der der Kaiser 1855 die Konzession zum Betrieb der Dampfmaschinen-Eisenbahn erteilte. Der Name der Gesellschaft wurde abgeleitet von Buschtehrad, das damals Teil des kaiserlichen Großgrundbesitzes Franz Josephs I. war.

Die ursprüngliche Absicht des Eisenbahnbaues war derzeit, den Kohlentransport von dem Umschlagplatz in Kralup an der Moldau zu beschleunigen und billiger zu gestalten, von wo der Kohlentransport weiter auf der Moldau und Elbe verlief und die bisher funktionierende Pferdeeisenbahn aus den 30er Jahren,  mit der man Holz aus Lana nach Prag  beförderte, mit einem leistungsfähigeren Transportmittel ersetzte. Die Strecke begann die Gesellschaft der Brüder Klein und die Gebäude entlang der Strecke der Großunternehmer Vojtěch Lanna zu bauen. Ursprünglich führte sie von Kladno – Výhybka über Dauba, Brandeis und Zákolana (mit Abzweigungen zu den einzelnen Gruben) bis nach Kralup. Der regelmäßige Betrieb wurde am 23.2.1856 eröffnet. Später verband die Eisenbahnstrecke auch Kladno mit Prag, und aufgrund der Forderung nach einer Eisenbahnverbindung seitens der Zucker-, Hopfen- und Bierproduzenten im Gebiet um Saaz und Laun und dank der Entwicklung der Braunkohlenförderung im Vorerzgebirge, erweiterte die Gesellschaft Buschtehrader Eisenbahn schrittweise ihre Eisenbahn in die ganze Region. Aus der Strecke, die ursprünglich nur dem Kohlentransport aus den neuentstandenen Gruben auf dem Gebiet der Buschtehrader Herrschaft dienen sollte, wurde somit allmählich eine der größten privaten Eisenbahngesellschaften Österreich-Ungarns, die zurzeit ihres größten Ruhmes im Jahr 1891 eine Streckenlänge von 465 km erzielte.

Neben dem Gütertransport gewann schrittweise auch der Personenverkehr an Wichtigkeit. Die BD (Buschtehrader Eisenbahn) führte von Prag über das Industriegebiet von Kladno, Luschna, Saaz und Komotau (mit Abzweigung nach Sachsen) entlang des Flusses Eger durch die Vorlandschaft des Erzgebirges nach Kaaden und durch das Kurortgebiet um Karlsbad, wohin über die Gleise der BD auch der berühmte Orient Express fuhr, bis nach Franzensbad und Eger.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte man die Verstaatlichung der BD erwogen. Im Jahr 1918  befanden sich die BD-Strecken auf dem Gebiet der neuentstandenen Tschechoslowakei, die eine Verstaatlichung der Eisenbahnen bevorzugte. Der Hauptgrund, warum die Buschtehrader Eisenbahn Ende 1923 um die Verstaatlichung ersuchte, waren finanzielle Probleme nach dem Krieg. Im Jahr 1923 wurde die Gesellschaft BD, ebenso wie weitere Privateisenbahnen in dieser Zeit,  verstaatlicht. Der Staat kaufte sie und ihre Strecken wurden Bestandteil der Tschechischen Eisenbahnen – ČSD.

Gegen Ende des Jahres 1922 hatte die Buschtehrader Eisenbahn 254 Lokomotiven, 226 Tenderwagen, 330 Personen- und 8366 Güterwagen und 25 Schneepflüge in Betrieb. Lokomotiven und Waggons, von den Güterwagen bis zu luxuriösesten Personen- und Schnellzugwagen, stellten für die BD die renommiertesten Firmen in Europa her und sie sind heute, unter der Bezeichnung BEB Schmuckstücke zahlreicher Museen. Von den Lokomotiven der Gesellschaft sind drei in den Sammlungen des Nationalen Technischen Museums in Prag erhalten geblieben. Die Lokomotive Kladno vom Jahr 1855 ist als die älteste bewahrte Lokomotive in Tschechien Bestandteil einer Exposition in der Museumshalle, zwei sind im Eisenbahnmuseum in Lužná u Rakovníku (Luschna bei Rakonitz) zu sehen. Die Waggons und Lokomotiven mit der Marke BE bzw. später BD (Buštěhradská dráha) fuhren noch lange nach dem 2. Weltkrieg über tschechische Eisenbahnstrecken.