Bohemia Mia

Eine der Folgen des 1.Weltkrieges war im J. 1915 die Aussiedlung der Bewohner der italienischen Provinz Trient nach Böhmen.

Am 26.5.1915 erhielt der Bürgermeister der Gemeinde vom Bezirkshauptmann ein Telegramm, mit dem er angewiesen wurde, am nächsten Tag um vier Uhr morgens auf dem Bahnhof in Unhoscht rund hundert italienische Flüchtlinge zu übernehmen und sich um diese zu kümmern. So begann eigentlich diese Episode bei uns in Buschtehrad.

Im Jahr 2008 wurde die Stadtleitung zur Beteiligung an den Festlichkeiten anlässlich der 90. Wiederkehr der Beendung des 1. Weltkrieges in die Region Valle di Ledro eingeladen. Die vergangenen Ereignisse waren bei uns längst in Vergessenheit geraten. Nach anfänglichem Zögern fuhren die Stadtvertreter dennoch nach Italien. Dort erwartete sie ein  unerwartet herzlicher Empfang. Sie kehrten mit einem unterschriebenen Abkommen über Partnerschaft und mit dem Buch Bohemia mia zurück. Damit begann eine neue Ära der Erneuerung der Freundschaft und des Zusammenwirken.

Seit der Zeit verwirklichten sich viele gegenseitige Besuche, nicht nur der Vertreter von acht beteiligten Gemeinden aus unserer Region in Italien, sondern auch umgekehrt. Freundschaftlichen Austausch nahmen sowohl Verbände und Vereinigungen als auch einzelne Familien beider Seiten auf. Diese Aktivitäten wurden ebenfalls von den höchsten Regierungsposten unterstützt.

Es entstand eine große Ausstellung von Fotografien und Dokumenten mit der Bezeichnung Bohemia mia, die bereits viele Städte in Italien und Tschechien, aber auch in ganz Europa absolvierte. Sie veranlasste Historiker und Chronikschreiber, sich in staatliche und private Archive zu vertiefen und Belege über diese Kriegsepisode ans Licht zu bringen, die von der Macht der Menschlichkeit und gegenseitigen Hilfe zeugten, die bereits 100 Jahre andauert und weiterhin auch den nächsten Generationen etwas zu sagen hat.

Dov´é la mia patria / Wo ist meine Heimat?

Anlässlich einer Begegnungen von Vertretern der Mitgliedsgemeinden des tschechisch-italienischen Freundschaftsverbandes Ledra, dessen Veranstalter der Botschafter Italiens, Herr Francesco Saverio Nisio und das Italienische Kulturinstitut in Prag waren, wurde am 11.10.2019 feierlich eine neue Touristenlandkarte der Trienter Region in italienischer und tschechischer Sprache, „Dov´é la mia patria? /Wo ist meine Heimat?“ vorgestellt. Auf dieser sind insgesamt 17 Orte verzeichnet, die an den Exodus der Trienter nach Böhmen und Mähren zurzeit des Ersten Weltkrieges erinnern. Im  PDF-Format ist sie unten auf dieser Seite zugänglich.

Jeden von ihnen haben die heutigen Nachkommen nach den tschechischen Gemeinden benannt, die ihre Vorfahren unter sich für lange 5 Jahre aufgenommen hatten. Zusammen mit einer Gedenktafel des Legionärs Josef Sobotka in Pieve di Bono, dem Stadtplatz Milín in Tiarno di Sopra oder der Statue des hl. Wenzels in der Straße der Tschechoslowakischen Legionäre in Arco u Riva del Garda und vielen weiteren tschechischen Orten, finden wir in der Landkarte auch das Vereinshaus mit der Bezeichnung „Buschtehrad“, das den Namen unserer Stadt auf Anregung der Bevölkerung der Gemeinde Lenzumo in Valle di Ledro angenommen hat. Die Karte in Tschechisch und Italienisch stellt Episoden aller Gemeinden vor, die sich um die Rettung von Menschenleben verdient gemacht haben, aus denen ganze heutige, in der Region Trient lebende Generationen hervorgingen. Die Landschaft um Valle di Ledro und Lago di Garda ist wirklich herrlich, die Menschen bringen hier den Tschechen große Freundschaft entgegen.